Kundgebungen zu dem Prozess rund um die Besetzung der Wodanstraße

Wir dokumentieren hier den Aufruf zur Prozessbegleitung der Angeklagten wegen einer Hausbesetzung. Zeigt euch solidarisch.

Kommt zu den Prozessen und den Kundgebungen:

  • Donnerstag, 9.2.17 , 13:00, Saal 94 (Amtsgericht Nürnberg)
    Kundgebung vor dem Gericht um 12:30
  • Donnerstag, 9.3.17, 13:00, Saal 94 (Amtsgericht Nürnberg)
    Kundgebung vor dem Gericht um 12:30
  • Samstag, 21.01.17, 14:00: Kundgebung vor der Wodanstr. 57

Liebe Unterstützer_innen, liebe Nachbar_innen,

Viele von euch erinnern sich bestimmt noch an den 10. Juni diesen Jahres, als in der Nürnberger Südstadt (Wodanstraße 57) ein seit Jahren leerstehendes Haus gemeinschaftlich angeeignet und innerhalb von nur einem Tag mit mehr Leben, Tatkraft und Aktion gefüllt wurde als in den über 15 Jahren seines Leerstandes. Leider waren dem Projekt nur 11 Stunden vergönnt, bevor die Polizei es räumte. Doch was waren das für einprägsame Stunden – voller Aktion, Kreativität, Solidarität und gemeinschaftlicher Selbstermächtigung!

Aufgerufen zu der lange überfälligen Nutzung des Hauses hatte der Zusammenschluss Förderkreis der Lebens(t)räume mit seinem Projekt Wenn nicht hier, wodan(n)?. Voller Tatendrang wurden die Räumlichkeiten mithilfe unzähliger Menschen von Schmutz und Schutt befreit und wieder wohnlich gemacht. Es entstanden Wohn- und Gemeinschaftsräume wie ein Café mit eigenen Eingang nach draußen, eine Küche, eine Werkstatt, ein Umsonstladen, eine Bibliothek und vieles mehr. Spontan begannen Menschen, Zimmer zu reinigen und frei zu gestalten. Überall war gute Stimmung; Menschen, die einander noch nie begegnet waren, starteten Projekte zusammen, halfen einander und tauschten sie bei Kuchen und Getränken über ihre Ideen aus.

Doch welch enormes Potenzial in dieser Instandsetzung wirklich steckte, zeigte sich abends auf der offenen Hausversammlung: Mehr als 30 Menschen berichteten von ihrem Tag, was passiert sei, was sie gemacht haben und vor allem, was sie noch vorhaben. Genauso beeindruckend und unbeschreiblich war die Resonanz der Nachbar_innenschaft. Viele freuten sich darüber, dass dieses Haus endlich wieder genutzt wurde. Es wurde viel Unmut darüber geäußert, wie ein Gebäude nur so lange bewusst leer stehen kann, und die Nachbar_innnen bestärkten die Aktion der kreativen Raumnahme mit Worten, Tatkraft und Sachspenden wie Wasser, Besen, Kerzen oder Sekt zum Anstoßen.

Um 22:00 Uhr kamen dann die Spielverderber_innen der Nürnberger Polizei. Willkürlich notierten sie Namen von Menschen, die sich in der Umgebung des Hauses befanden. Dabei war die Eigentümerin zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal erreicht worden. Es war somit nicht klar, ob die Räumung rechtlich überhaupt abgesichert war. Doch unabhängig davon, ob das Räumen von Häusern durch aktuelle Gesetze gedeckt ist oder nicht, sollte klar sein, dass jenseits von Schuldfragen diese Aktionsform völlig legitim und notwendig ist. Ein Haus wiederzubeleben, das seit eineinhalb Jahrzehnten leer steht, stellt nur in einer Gesellschaft ein Verbrechen dar, die mehr Wert auf Eigentum und Gewinn legt als auf die Bedürfnisse der Menschen, die gerade einen Platz zum Wohnen, Leben und Ausprobieren brauchen. Wie viele andere Objekte in Nürnberg steht auch dieses Haus aus Spekulationsgründen jahrelange leer. Die Eigentümer_innen solcher Leerstände erhoffen sich davon, in einer wachsenden Stadt mit immer größerem Bedarf nach Wohnraum die Immobilienpreise für eine größere Gewinnspanne in die Höhe zu treiben.
Im Zuge der Repression gegen diese Besetzung wurden auf Geheiß der Eigentümerin und der bayerischen Staatsanwaltschaft insgesamt 11 Personen wegen Hausfriedensbruch angezeigt. Ihnen soll nun in den kommenden Monaten der Prozess gemacht werden. Die scheinbare Beliebigkeit, welche Betroffenen nun für schuldig erklärt werden sollen, offenbart einen politischen Willen, repressiv gegen Menschen vorzugehen, die sich aktiv mit Fragen des sozialen Wohnens auseinandersetzen.
Dem können wir gemeinsam ein starkes Zeichen von solidarischem Widerstand entgegensetzen. Egal ob Mieter_innen in der Nürnberger Südstadt, Mitte oder Nordstadt, wir alle kennen die Auswirkungen von teurem Wohnraum und der Suche nach bezahlbarem Raum auf unser tägliches Leben. Um dem effektiv entgegenzutreten bringt es nichts, sich hilfesuchend an Politiker_innen zu wenden. Wir alle haben gesehen, dass in 15 Jahren nichts und in 11 Stunden ganz viel passieren kann. Alle Menschen, die sich in dieser Zeit in und um das Haus herum aufgehalten haben, konnten wahrnehmen, welche Schaffensenergie, Gemeinschaft, Vernetzung und Freude in nur so kurzer Zeit, unabhängig von sozialen Hintergründen entstehen kann. Und dies nur betrachtet auf ein einziges Haus! Die vielen Leerstände in Nürnberg eröffnen unzählige Möglichkeiten der Nutzung – als gemeinschaftlicher Wohnraum, selbstverwalteter Unterkunft von Geflüchteten, sozialem Zentrum, Begegnungsraum für ganze Stadtteile… Die einzigen Grenzen sind unsere Kreativität.

Daher lasst uns unsere Leben selbst in die Hand nehmen und erkennen, dass die Eigentumslogik des Kapitalismus längst gescheitert ist. Beginnen können wir im Hier und Jetzt, indem wir unseren Unmut über die gegenwärtigen Zustände nach außen tragen und Betroffene unterstützen. Werdet selbst aktiv, begleitet die Angeklagten bei ihren Prozessen und zeigt euch solidarisch. Voraussichtlich wird es mehrere Verfahren geben.

Bisherige Termine sind:

Donnerstag, 9.2.17 , 13:00, Saal 94 (Amtsgericht Nürnberg)
Kundgebung vor dem Gericht um 12:30

Donnerstag, 9.3.17, 13:00, Saal 94 (Amtsgericht Nürnberg)
Kundgebung vor dem Gericht um 12:30

Samstag, 21.01.17, 14:00: Kundgebung vor der Wodanstr. 57

Zeigt euch solidarisch, begleitet die Prozesse kritisch und kommt zur Kundgebung!
Wenn ihr auf andere Art unterstützen wollt, meldet euch gerne unter: solikreiswodan@riseup.net

Die Häuser denen, die drin wohnen!

Für eine bedürfnisorientierte, basisdemokratische
und solidarische Gesellschaft!

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