Von Mai bis Juli 2014 haben wir im Rahmen unserer Aktion „Gostenhof ist gefragt – Antworten müssen her!“ über 1000 BewohnerInnen nach ihrer Position zu steigenden Mieten, Verdrängung und Mitbestimmung im Stadtteil befragt. Am Rande der Umfrage kam es natürlich auch zu etlichen Gesprächen, in denen uns MieterInnen teils katastrophale Zustände schilderten: Schimmel, technische Mängel, Ungeziefer, unrechtmäßige Mieterhöhungen und ähnliches. Auffallend war dass sich viele nicht wehrten, nicht einforderten, dass ihre Wohnung zumindest instand gehalten wird. Die Angst, sich mit dem Vermieter/der Vermieterin anzulegen, ist so groß, weil niemand, der noch in einer bezahlbaren Wohung lebt, das Mietverhältnis aufs Spiel setzen will. Ein großes Problem ist, dass viele ihre eigenen Rechte als MieterIn überhaupt nicht kennen. Bei der öffentlichen Präsentation der Umfrageergebnisse am Jamnitzer Platz Anfang August, kündigten wir daher an, einen Flyer mit der Zusammenstellung der wichtigsten Mietrechte herauszubringen und diese in jeden Gostenhofer Briefkasten zu werfen.
Der fertige Flyer beinhaltet alles, was für BewohnerInnen eines Stadtteils, der in den Fokus der Gentrifizierung geraten ist, von Relevanz ist: Was kann ich bei Modernisierung tun? Wie gehe ich eine Mietminderung an? Wann ist eine Mieterhöhung unwirksam? Wie verhalte ich mich bei drohendem Verkauf? Wann ist eine Kündigung wegen Eigenbedarf überhaupt zulässig? Unsere Rechte zu kennen, ist der erste wichtige Schritt in Richtung Widerstand. Dem verängstigten, isolierten und resignierten Mieter muss ein neues Bild entgegengestellt werden: eine gut organisierte, solidarische und selbstbewusste Nachbarschaft, die sich von ihren VermieterInnen nicht einschüchtern lässt!
Um die Flyer „Rechtstipps für Mietrebellen“ unter dem Motto „Gostenhof spielt nicht mehr mit! Wir wehren uns gemeinsam!“ unter die Bevölkerung Gostenhofs zu bringen, veranstalteten wir am 07. November eine Lärmdemo. Wir zogen von der Gostenhofer Hauptstraße/Ecke Gartenstraße bis nach Gostenhof West in die Feuerleinstraße. Mit Schildern, auf denen dazu aufgerufen wurde, seine NachbarInnen kennen zu lernen und auf denen Mieterhöhungen und Ausverkauf eine klare Absage erteilt wurden und Kochtöpfen, mit denen lautstark gegen steigende Mieten protestiert wurde.
In den darauf folgenden Wochen fanden noch drei Infostände statt, bei denen wir uns in den verschiedenen Teilen Gostenhofs ansprechbar machten und an die BewohnerInnen unsere Mietrechts-Flyer verteilten. Die Reaktionen waren durchweg positiv und die ersten haben uns schon von Kündigungen erzählt, gegen die sie schon im Haus gemeinsam vorgegangen sind oder sich wehren wollen. Es gilt also nicht nur, Kämpfe zu initiieren, sondern auch darum, die vereinzelt Laufenden zusammen zu führen und zu unterstützen. Als nächsten Schritt wollen wir ein 10 Punkte Programm für unseren Stadtteil basierend auf den Ergebnissen der Umfrage herausbringen, an dem alle GostenhoferInnen mitwirken können. Es geht voran und wir freuen uns auf eurer aller Beteiligung an allen Kämpfen, die wir in unserem Stadtteil führen und noch führen werden.